Öffentliche Vortragsreihe
Rahmenprogramm zur Sonderausstellung "BodenSchätzeWerte"
2. September 2015 bis 10. Februar 2016
Jeweils mittwochs um 18 Uhr im NO C60 (Sonneggstrasse 5).
Um 17 Uhr findet eine Einführung in die Sonderausstellung statt.
Eintritt frei
*Vortrag auf Englisch
Prof. Dr. Johan Robertsson
Institut für Geophysik, ETH Zürich
Seismic methods are the most important means available to study the Earth's sub-surface. They enable us to map unconformities between different formations and faults, as well as to characterize properties of sub-surface formations.
Applications range from engineering, environmental, archeology and sub-surface resource exploration to understanding the dynamics of the Earth on a global scale. I will review the latest developments of seismic acquisition and processing methods and how these are used to image the Earth's sub-surface on scales relevant to the exploration of fossil fuels and geothermal aquifers.
Dr. Andrea Westermann
Historisches Seminar, Universität Zürich
Für die Ermittlung von Rohstoffreserven werden bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert erd- und sozialwissenschaftliche Daten zueinander in Beziehung gesetzt, ähnlich wie man es heute von Klimamodellen kennt. Der Vortrag erkundet die Geschichte der Rohstoffschätzungen und zeigt auf, wie dabei erfolgreich zwischen Natur und Gesellschaft vermittelt wurde.
Prof. Dirk Hebel
Assistenzprofessor für Architektur und Konstruktion, ETH Zürich
Mineralische und fossile Ressourcen sind ein endliches Gut auf unserem Planeten.
Derzeit überführt unsere lineare Ökonomie diese Ressourcen meistens in Produkte, aus welchen dann Abfall entsteht, der weder mineralisch noch fossil ist.
Können wir dieses Denkmuster durch ein Modell der zirkulierenden Ökonomie ersetzen?
Oder können wir uns sogar einen Paradigmenwechsel vorstellen, in dem unsere gebaute Umwelt ihre benötigten Baumaterialien unbegrenzt wachsen lässt und so Ressourcen schafft, die unendlich zur Verfügung stehen?
Prof. Dr. Florian Wettstein
Institut für Wirtschaftsethik, Universität St. Gallen
Der Schweizer Rohstoffsektor ist in den letzten Jahren immer mehr unter öffentlichen und politischen Druck geraten. Grund dafür ist die zunehmende Sensibilität der Öffentlichkeit gegenüber den sozialen und ökologischen Auswirkungen der vorherrschenden Geschäftsmodelle insbesondere im globalen Süden.
Dieser Vortrag befasst sich spezifisch mit den Menschenrechtspflichten weltweit aktiver Rohstoffkonzerne. Er gibt einen Überblick über die aktuelle Problemlage und zeigt internationale und nationale Möglichkeiten und Bestrebungen zu einer verstärkten "Accountability" des Sektors auf.
Prof. Dr. Christoph Heinrich
Institut für Geochemie und Petrologie, ETH Zürich
Rohstoffe sind eine essenzielle Grundlage für alle menschlichen Tätigkeiten – Metalle, Energieträger, Baumaterialien sind aus unserem täglichen Leben nicht wegzudenken. Rohstoffe gehen uns auch in Zukunft nicht aus, doch stellt deren Gewinnung, Verteilung und Nutzung die Menschheit vor grundlegende Entscheidungen. Um die Weichen richtig zu stellen, sind wissenschaftliche, wirtschaftliche und politische Einsichten gleichermassen gefragt.
Dr. Fritz Brugger
Center for Development and Cooperation (NADEL), ETH Zürich
Immer mehr Entwicklungsländer exportieren Rohstoffe. Dieser Trend wird in Zukunft noch zunehmen. Auf der einen Seite bieten die dadurch generierten Einnahmen eine einmalige Chance, die Entwicklung dieser Länder zu fördern. Zum Beispiel werden dringend benötigte Infrastruktur (Wasser, Energie, Transport) gebaut, Fachkräfte ausgebildet und die Wirtschaft diversifiziert.
Andererseits zeigt die Erfahrung, dass Rohstoffeinnahmen eine gute Regierungsführung untergraben können, Korruption und Konflikte fördern und die Umwelt zerstören – das Land ist am Schluss ärmer als zu Beginn des Rohstoffabbaus. Der Vortrag identifiziert Faktoren, die darüber entscheiden, ob sich ein Land eher in die Richtung von "Nigeria" oder in die Richtung von "Norwegen" entwickelt.
Prof. Dr. Marco Mazzotti
Institut für Verfahrenstechnik, ETH Zürich
Fossil fuels will continue to satisfy the largest part of the world’s energy demand in the medium term, and they could become part of the Swiss energy portfolio due to the planned phase out of nuclear power. The presentation will provide an introduction to the origin, production, and processing of fossil fuels, to the impact on the climate system arising from their use, and to the portfolio of mitigation options we have at hand to combat the adverse consequences of global warming.
Special attention will be given to the Carbon Capture and Storage (CCS) technology, which is considered an important option for the decarbonization of the power sector. It offers the only way to reduce emissions in CO2 of intensive industrial plants (e.g. cement- and steel production). The presentation will address technical and non-technical challenges related to CCS as a transitional climate change mitigation measure.
Dr. Susan Tandy
Institut für terrestrische Ökosysteme, ETH Zürich
Soil contamination by trace elements, such as antimony from shooting ranges, can cause environmental problems. On the other hand, a lack of specific trace elements in soil, such as zinc, can lead to reduced crop yields and ultimately human zinc deficiency. In this presentation, we will look at the two sides of the coin.
Dr. Rouven Turck
Institut für Archäologie, Universität Zürich
Bereits vor etwa 3000 Jahren "eroberten" die Menschen die Bündner Alpen (Oberhalbstein, GR), um Kupfer zu gewinnen. Gleich vor Ort wurde damals der begehrte Rohstoff abgebaut, zerkleinert und verhüttet. Die Rekonstruktion der einzelnen Produktionsschritte "vom Erz bis zum Fertigprodukt" ist Bestandteil eines Forschungsprojekts des Fachbereichs für prähistorische Archäologie der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Dienst Graubünden.
In diesem Vortrag werden die neusten Erkenntnisse präsentiert.
Prof. Dr. Stefanie Hellweg
Institut für Umweltingenieurwissenschaften, ETH Zürich
Das Recycling von Materialien spart bereits heute in grossem Ausmass Primärressourcen und Energie ein. In diesem Vortrag werden der Status quo sowie die zusätzlichen Zukunftspotenziale für ausgewählte Materialien diskutiert. Ebenso werden die positiven und negativen Umwelteinwirkungen des Recyclings einander gegenübergestellt.
Prof. Dr. Walter Stahel
Product-Life Institute, Genf
Neuartige Wirtschaftsmodelle im Umgang mit Rohstoffen stellen Unternehmen und Gesellschaft vor grosse Herausforderungen.
- Wie können Firmen Gewinne erzielen durch den Rückkauf von Gebrauchtgütern und durch die Reparatur und Wiederaufbereitung ihrer Komponenten?
- Was passiert, wenn Verbraucher zu Nutzern werden, wenn also Miete und Betriebsleasing Kaufverträge ersetzen?
- Wie verändert sich die Abfallwirtschaft, wenn Hersteller Nutzen verkaufen und damit einen "ewigen" Eigentumsrückbehalt auf ihre Produkte und die inhärenten Ressourcen ausüben?
- Wie verändert sich die Rohstoffwirtschaft, wenn intelligentes Recycling durch energieintensivere Verfahren hochwertigere Rohstoffe produziert (z. B. die Rückgewinnung von "reinen" Metallen aus Legierungen)?
Herausforderungen und Perspektiven für die Schweizer Entwicklungspolitik
Dr. Werner Thut
Sektion Analyse und Politik, DEZA
Welches sind die Herausforderungen der Rohstoff-Frage für die Schweizer Entwicklungspolitik? Was kann die Schweizer Entwicklungspolitik zu einer nachhaltigen Rohstoffpolitik der Schweiz beitragen?
Erfahrungen, Informationen und Einschätzungen eines Insiders.
Laufende Regulierungsversuche in Konfliktzonen
Dr. Christoph Good
Kompetenzzentrum Menschenrechte, Universität Zürich
Dass die Rohstoffgewinnung mit erheblichen sozialen Kosten verbunden ist, zeigen die regelmässigen Berichte über die direkte oder indirekte Involvierung von Rohstoffunternehmen in gravierende Menschenrechtsverletzungen weltweit. Welche Versuche unternimmt aktuell das Recht, um derartigen Verletzungen vorzubeugen und entstandene Schäden wiedergutzumachen?
Prof. Dr. Stephan Rist
Centre for Development and Environment, Universität Bern
Zu Beginn dieses Vortrags sehen wir uns die wichtigsten Stadien der Wertschöpfungskette von Gold an. Für jedes Stadium werden die grössten sozio-ökonomischen und ökologischen Probleme aufgezeigt. Daraus ergibt sich ein besorgniserregendes Mass an Marktversagen. Politik und Gesellschaft sind deshalb daran, den Rohstoffsektor immer komplexeren und unübersichtlicheren Regulierungsmassnahmen zu unterwerfen.
Zu jeder einzelnen Massnahme werden hitzige Diskussionen geführt. Aus der Sicht einer nachhaltigen Entwicklung ist das einerseits zu begrüssen. Andererseits besteht die Gefahr, dass wir vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen: Die Forschung zeigt auf, dass die Einzelmassnahmen nur dann einen Beitrag zur wirklich nachhaltigen Rohstoffnutzung leisten können, wenn sie die Endlichkeit der abgebauten Ressourcen berücksichtigen und den gesamten Rohstoffsektor der demokratischen Kontrolle unterwerfen.
Dr. Peter Wick
Particles-Biology Interactions Labor, Empa St. Gallen
Die Nanotechnologie wird als die Querschnitttechnologie des 21. Jahrhunderts angepriesen. Die heutige Methodik erlaubt es uns, Materialien auf molekularer Ebene zu verstehen, aufzubauen und zu visualisieren, sodass neue Materialeigenschaften gezielt genutzt werden können. Genau diese neuen Materialeigenschaften stehen im Fokus der Nanosicherheitsforschung.
Diese relativ neue Forschungsdisziplin unterstützt die sicheren und nachhaltigen Anwendungen der Nanotechnologien.
Dr. Matthias Meier
Institut für Geochemie und Petrologie, ETH Zürich
Bergbau im Weltraum mag ein klassisches Thema der Science-Fiction sein, doch derzeit erforschen verschiedene staatliche und private Akteure die Nutzung lokaler Ressourcen für Weltraummissionen. Ebenfalls studiert wird die Rückführung solcher Ressourcen zur Nutzung im erdnahen Weltraum – oder sogar auf der Erde selbst. Kann sich das lohnen? Welche Arten von Weltraumrohstoffen werden heute aktiv diskutiert, und für welche ist eine Nutzung in den kommenden Jahrzehnten realistisch?
Bild: Das Arkyd-Teleskop, das ab 2016 für die US-Firma Planetary Resources nach rohstoffreichen Asteroiden Ausschau halten soll (Quelle:Planetary Resources).
Dr. Rainer Kündig
Schweizerische Geotechnische Kommission (SGTK)
Die Schweiz ist reich an Rohstoffen wie zum Beispiel Kies, Sand oder Zementrohstoffen. Dennoch drohen Versorgungsengpässe, weil die bisherige Nutzung die Reserven schrumpfen liess und Schutzinteressen sowie alternative Bodennutzungen einen Abbau erschweren bzw. verhindern.
Um heutzutage Rohstoffe zu fördern, müssen zusätzlich zu den klassischen drei Achsen – Geologie, Technik, Wirtschaft – auch sozio-ökonomische Aspekte berücksichtigt werden, insbesondere die Akzeptanz in der Gesellschaft und die politische Tragbarkeit. Zur Rohstoffsicherung sind aber auch verstärkt alternative, zukunftsfähige Lösungen wie Substitution, Recycling und Rohstoffeffizienz zu verfolgen. Die in Gebäuden, Produkten und Abfällen gelagerten Rohstoffe müssen genutzt und somit eine Kreislaufwirtschaft angestrebt werden.
Dr. Lea Haller
Institut für Geschichte, ETH Zürich
Die Schweiz ist ein kleines, rohstoffarmes Binnenland – und dennoch eine Drehscheibe für den globalen Rohstoffhandel. Etwa ein Fünftel aller weltweiten Rohstoffgeschäfte werden über die Schweiz abgewickelt – beim Ölhandel sogar 30% und beim Kaffeehandel 50%.
Diese extreme Konzentration ist eine junge Entwicklung. Erstaunlicherweise waren Schweizer Handelsfirmen aber bereits im 19. und 20. Jahrhundert Global Players im internationalen Rohstoffhandel. Allerdings unter anderen geopolitischen Umständen und mit einer anderen Art von Geschäft.
Prof. Dr. Domenico Giardini
Institut für Geophysik, ETH Zürich
Das Innere der Erde ist heiss. In einer Tiefe von 4 bis 6 Kilometer erreicht die Temperatur 170 bis 190°C. Die Tiefengeothermie könnte eine unlimitierte Quelle von CO2 freier Bandenergie darstellen. Diese soll gemäss der Schweizerischen Energiestrategie 2050 einen Anteil von 5 bis 10% der nationalen Stromnachfrage erreichen. Das heisse Wasser aus dem Untergrund hat primär ein grosses Potential als Wärme. Für die Produktion von Elektrizität muss ein Wärmetauscher im noch tieferen, heisseren Gestein kreiert und von Oberflächenwasser durchströmt werden. In der kürzeren Vergangenheit wurden bei zwei Geothermie-Pilotprojekten in Basel (2005) und St. Gallen (2013) induzierte Erdbeben ausgelöst, die gefühlt wurden oder leichte Schäden an Gebäuden verursacht haben.
Wir werden die Herausforderungen und die Aussichten für die künftigen Entwicklungen der Tiefengeothermie der Schweiz besprechen. Wir werdem die vorhandenen Strategien vorstellen, dank denen die Kosten reduziert und die Risiken beherrscht werden sollen. Und wir werden die aktuelle Roadmap vorstellen, die mithelfen soll, das Ziel der Strombereitstellung für das Jahr 2050 zu erreichen.
Dr. Patrick Wäger
Critical Materials and Resource Efficiency Group (CARE), Empa St. Gallen
Seltene Metalle wie Gallium, Indium, die Seltenerdelemente oder Tantal finden über sogenannte Zukunftstechnologien immer mehr Eingang in unseren Alltag. In seinem Vortrag wird Patrick Wäger am Beispiel von Elektro- und Elektronikaltgeräten auf die Herausforderungen eingehen, welche sich im Hinblick auf einen verantwortlichen, nachhaltigen Umgang mit diesen neuen, anthropogenen Rohstofflagern stellen.
Prof. Robert Holdway
School of Engineering and Design, Brunel University, London, UK
Rob will introduce the role of eco-design in supporting a move towards a circular economy. Through award winning case examples of his own work and others, Rob will discuss how we move from a linear model (take-make-dispose) to a circular model and new thinking around the way we design, manufacture, sell and consume products and services to lessen the environmental impact throughout the lifecycle.
Rob will also talk about his experiences presenting a UK television show where 11 unsuspecting people signed up for an eco-challenge only to be told they would live off a landfill site for 3 weeks.