Coronavirus-Wissenschaft

Was wir über das Virus wissen (und nicht wissen)

Dr. Roger Highfield, Wissenschaftsdirektor der Science Museum Group, Grossbritannien, fasst zusammen, was wir wissen, was wir nicht wissen und welche Lösungen die Pandemie möglicherweise beenden könnten.

Der folgende Text ist ein Auszug aus dem Artikel von Roger Highfield, welcher ursprünglich am 23.03.2020 von der Science Museum Group veröffentlicht wurde. Sofern verfügbar, wurden Informationen für die Schweiz von focusTerra, ETH Zürich, hinzugefügt und entsprechend gekennzeichnet. Der vollständige Originaltext (inklusive Forschung in Grossbritannien) auf Englisch kann externe Seitehier gefunden werden. Die Übersetzung ins Deutsche erfolgte durch focusTerra.

Das Virus

Was ist ein Virus?

Viren sind winzig und relativ einfach.

Sie enthalten einen kleinen Teil genetischen Codes, der in einen Protein- und Lipid- (Fett-) Überzug gehüllt ist und etwa einem Tausendstel des Durchmessers eines menschlichen Haares entspricht (15 - 300 Nanometer Durchmesser und viel kleiner als Bakterien).

Es ist fraglich, ob Viren wirklich leben, da sie die Zellen in unserem Körper kapern, um weitere Viren zu erzeugen, indem sie die Zellen in Virusfabriken verwandeln.

Aus diesem Grund sind Virusinfektionen – wie zum Beispiel eine Erkältung – so schwierig zu behandeln: Sie sind schwer zu bekämpfen, ohne die Zellen, die das Virus infiziert hat, ebenfalls zu schädigen.

Was ist ein Coronavirus?

Diese Pandemie der Coronavirus-Krankheit (COVID-19) wird durch das schwere akute Atemwegssyndrom Coronavirus 2 (externe SeiteSARS-CoV-2) verursacht.

Der Name Coronavirus leitet sich von der lateinischen Bezeichnung "corona" ab, was "Krone" bedeutet und sich auf den charakteristischen Halo der keulenförmigen Proteinspitzen bezieht, die das Virus benutzt, um in menschliche Zellen einzudringen.

Das Coronavirus hat einen Durchmesser von etwa 125 Nanometern und externe Seitebesteht aus 30 Genen (zum Vergleich: der Mensch hat 20'000). Unter einem externe SeiteElektronenmikroskop kann man das Virus sehen.  

Die Pandemie

Wie ist der aktuelle Stand der Pandemie?

Im Laufe der Jahrhunderte hat es weltweit eine Reihe von Pandemien gegeben, wie z.B. die externe SeitePocken (verursacht durch ein Virus) und die externe SeiteBeulenpest (verursacht durch Bakterien).

Die neuesten Nachrichten darüber, wie weit sich diese Pandemie weltweit ausgebreitet hat, erhalten Sie vom externe SeiteJohns Hopkins Coronavirus Resource Center oder Sie können die Gesamtzahl der COVID-19-Fälle auf der externe SeiteWebsite der britischen Regierung nachschauen.

(Anmerkung: externe SeiteDie Angaben für die Schweiz)

Was versuchen die Massnahmen der Regierung zu erreichen?

Die externe SeiteMassnahmen der britischen Regierung sollen verhindern, dass der NHS (Anmerkung: der britische nationale Gesundheitsdienst) von einem starken Anstieg von COVID-19 überwältigt wird, der katastrophale Auswirkungen insbesondere auf andere schwerkranke Patienten haben würde.

(Anmerkung: externe SeiteMassnahmen der Schweizer Regierung)

Ziel ist es, die Epidemie zu unterdrücken und die Belastung länger zu verteilen, so dass weniger schwerkranke Menschen gleichzeitig behandelt werden müssen.

Es ist jedoch schwierig, drakonische Massnahmen zur Abschwächung der Epidemie zeitlich zu planen, da sie erhebliche gesundheitliche, soziale und wirtschaftliche Nachteile haben – wenn man sie zu früh einführt, bekommt man die Nachteile ohne grosse Vorteile.

Neue Fälle von COVID-19 haben sich in China dramatisch verlangsamt, aber einige befürchten, dass das Virus wieder in Umlauf kommen könnte, sobald das Land seine Kontrollmassnahmen lockert.

Die Vorstellung, dass die Pandemie eingedämmt werden kann und "verschwinden wird ... erscheint mir nicht plausibel", externe Seitesagt Prof. Chris Whitty, Chief Medical Officer für England (CMO).

Warum scheinen die Wissenschaftler darüber zu streiten, wie die Pandemie eingedämmt werden kann?

So funktioniert die Wissenschaft: Theorie und Ideen werden durch Daten, neue Ideen und die Ergebnisse von Experimenten immer wieder in Frage gestellt. Wenn es einen Konflikt zwischen Evidenz und Theorie gibt, entsteht eine neue, bessere Theorie.

Im Verlauf der Pandemie wird immer wieder über die externe SeiteEpidemiologie diskutiert – den Zweig der Medizin, der Infektionen, ihre Verbreitung und ihre Kontrolle bewertet. Diese Bewertungen erfolgen auf vielerlei Art, sei es durch Computermodelle zur Vorhersage des Verlaufs der Pandemie oder durch die akribischen Untersuchungen der Epidemiologen, um Infektionswege nachzuvollziehen.

Da es sich um eine neuartige Krankheit handelt, "entwickelt sich unser Lernen ständig weiter", sagt Sir Patrick Vallance, Chief Scientific Adviser (CSA). Der Chief Medical Officer fügt hinzu: "Dabei müssen wir mit Unsicherheiten umgehen."

Diese Ungewissheit schürt die Debatte und die gesamte Forschung (…) könnte von grösseren, besser konzipierten Studien überholt werden.

Wie die älteste gelehrte wissenschaftliche Gesellschaft der Welt, die Royal Society, in ihrem Motto sagt: Nullius in verba – 'Auf niemandes Worte schwören'. Mehr zur externe SeiteGeschichte der Royal Society finden Sie in der externe SeiteScience City Gallery des Science Museum.

Wie lange wird diese Pandemie dauern?

Mit Computern können Vorhersagen gemacht werden, die jedoch völlig vom aktuellen Wissensstand abhängen (wie sie in der Informatik warnen: 'garbage in, garbage out – Müll rein, Müll raus'.

Der einflussreiche externe SeiteCoronavirus-Epidemie-Modellierungsbericht (externe SeiteZusammenfassung) der Epidemiologen Neil Ferguson, Azra Ghani, Christl Donnelly et al. vom Medical Research Council am Imperial College London (Centre for Global Infectious Disease Analysis) lässt vermuten (siehe Abbildungen 3 oder 4), dass die Epidemie mindestens noch mehrere Monate andauern wird, während Massnahmen zur Unterdrückung des Ausbruchs ergriffen werden.

Das externe SeiteTeam des Imperial College betont jedoch:

"Es bestehen sehr grosse Unsicherheiten bezüglich der Übertragung dieses Virus, der wahrscheinlichen Wirksamkeit verschiedener Massnahmen und des Ausmasses, in dem die Bevölkerung spontan risikoreduzierende Verhaltensweisen annimmt.

Das bedeutet, dass es schwierig ist, die voraussichtliche anfängliche Dauer der erforderlichen Massnahmen definitiv zu bestimmen, ausser dass sie mehrere Monate betragen wird."

Mit diesem externe SeiteEpidemie-Rechner können Sie sich ein Bild von der Macht der Frühintervention machen.

Wird COVID-19 zurückkehren?

Ja. Ein weiterer Grund für die Ungewissheit über den Verlauf der Pandemie sind saisonale Effekte, externe Seitedie wir nicht verstehen und die sehr wichtig sein können.

externe SeiteHohe Temperatur und Feuchtigkeit schränken jedoch die Übertragung von COVID-19 ein, was darauf hindeutet, dass der Beginn der Sommer- und Regenzeit auf der Nordhalbkugel die Pandemie dämpfen könnte.

Wie sieht der Erfolg bei der Eindämmung der Pandemie aus?

externe SeiteLaut Sir Patrick Vallance gibt es in einer durchschnittlichen externe Seitebritischen Grippesaison etwa 8'000 Todesfälle. Wenn die Sterblichkeitsrate des Coronavirus auf einem vergleichbaren Niveau gehalten wird, ist dies eine "bemerkenswerte Leistung", da es keinen etablierten Impfstoff gegen das Coronavirus gibt.

(Anmerkung: In der Schweiz hat COVID-19 bereits zu einer externe SeiteÜbersterblichkeit beigetragen, also zu einer Erhöhung der Gesamtzahl an Todesfällen, die um diese Jahreszeit zu erwarten wären. Die aktuellen Todesfallzahlen liegen etwas höher externe Seiteals im ersten Halbjahr 2015, als die Übersterblichkeit externe Seiteauf eine starke Grippewelle zurückgeführt werden konnte. Absolute Zahlen lassen sich im Falle einer Virusinfektion wie z.B. der Grippe oder COVID-19 nur externe Seiteschwer erheben, weil es meist nicht leicht zu unterscheiden ist, ob eine Person an einer bestehenden Grunderkrankung oder an der zusätzlichen Virusinfektion gestorben ist. externe SeiteEntsprechend listet die Todesursachenstatistik gemäss Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation immer die Grunderkrankung als Todesursache. Unter die Todesursache 'Grippe' fallen somit nur Personen, die an der Grippe gestorben sind, gleichzeitig aber nicht unter einer Vorerkrankung litten. 2015 betraf dies 244 Todesfälle in der Schweiz. Die 2'200 Todesfälle, die im ersten Halbjahr 2015 zusätzlich zur erwarteten Gesamtzahl aufgetreten sind, werden aber auch auf die starke Grippewelle zurückgeführt.)

Was wollen die Epidemiologen am meisten wissen?

Welcher Anteil der Menschen mit dem Virus ohne Symptome infiziert ist, ist nicht bekannt, und dieses Wissen könnte einen grossen Fortschritt bedeuten, sagt Prof. Whitty.

Die Forscher arbeiten unermüdlich an der Entwicklung zuverlässiger Antikörpertests, auch serologische Tests genannt, mit denen sich feststellen lässt, ob jemand infiziert war, auch wenn sein Immunsystem das Virus, das COVID-19 verursacht, erfolgreich bekämpft und beseitigt hat.

Die britische Regierung prüft Labortests und Heimtests, externe Seitesagt Sir Patrick Vallance, die zeigen sollen, wer die Krankheit hatte, ohne Symptome zu zeigen, wer sich nicht wieder anstecken wird und so weiter.

(Anmerkung: externe SeiteIn der Schweiz befindet sich so ein Test gerade in der Entwicklungsphase am Universitätsspital Zürich.)

Wie können wir die Pandemie sonst ohne ein Medikament oder einen Impfstoff eindämmen?

Die Fälle von Coronaviren sind in Südkorea stark zurückgegangen. Das Erfolgsgeheimnis ist externe Seitedas umfangreichste und am besten organisierte Testprogramm der Welt, verbunden mit umfangreichen Bemühungen, die Infizierten zu isolieren und ihre Kontakte aufzuspüren und unter Quarantäne zu stellen.

Die Zeitschrift externe SeiteNature hat beklagt, dass der Rat der WHO nicht befolgt wird, nämlich so viele Fälle wie möglich von COVID-19 aggressiv zu testen, zu verfolgen und zu isolieren.

Diese Strategie sei jedoch die wirkungsvollste – und praktischste – gerade am Anfang und am Ende der Epidemie, externe Seitesagt Prof. Whitty.

Wie können wir die Pandemie verfolgen?

Der genetische Code ist das Rezept für die Bildung eines Virus und er verändert sich subtil, wenn das Virus mutiert. Durch das Lesen des genetischen Codes und den Einsatz der externe SeiteSequenzierungstechnologie, die in Grossbritannien vom zweifachen Nobelpreisträger externe SeiteFred Sanger entwickelt wurde, ist es möglich zu erkennen, externe Seitewann ein Ausbruch lokal begrenzt ist oder von woanders her importiert wurde.

Heute externe Seitekündigte Grossbritannien eine Investition von 20 Millionen Pfund in das COVID-19 Genomics UK Consortium an, um eine gross angelegte, schnelle Sequenzierung zu ermöglichen und Informationen mit Krankenhäusern, regionalen NHS-Zentren und der Regierung zu teilen.

Wissenschaftler sammeln bereits in grossem Umfang genomische Informationen über SARS-CoV-2-Stämme aus der ganzen Welt, um die Entwicklung des Virus zu verfolgen, und haben den externe SeiteStammbaum für das Virus erstellt.

Coronavirus-Infektion

Wie infiziert ein Coronavirus menschliche Zellen?

Eine der Proteinspitzen (Spikes) auf der Aussenseite des Virus heftet sich an eine menschliche Zelle: Es dockt sich an ein menschliches Protein an, das als Angiotensin-Converting-Enzym 2 oder ACE2 bekannt ist und sich auf Zellen der Lunge, des Darms, der Niere und der Blutgefässe befindet.

Wissenschaftler haben herausgefunden, wie externe Seitedie atomare Struktur dieser Spikes aussieht, was bei der Entwicklung von Gegenmassnahmen wie Impfstoffen und Behandlungen helfen kann – so gibt es beispielsweise externe Seiteeine Citizen Science Bemühung, Medikamente zu finden, die sich an die Spikes binden.

Dieser Mechanismus könnte helfen, einige Merkmale der Krankheit zu erklären: Da die Herstellung von ACE2 bei Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes wesentlich grösser ist, könnte es sein, dass die Behandlung von Diabetes und Bluthochdruck mit ACE2-stimulierenden Medikamenten externe Seitedas Risiko erhöht, einen schweren Verlauf von COVID-19 zu entwickeln.

Nachdem das Virus an menschliche Zellen angedockt hat, verschmilzt die fetthaltige Hülle (Membran) des Virus mit der Zellmembran. Der in RNA geschriebene genetische Code des Virus gelangt in die Zelle und weist eine zelluläre Maschine, ein sogenanntes externe SeiteRibosom, an, weitere Kopien des genetischen Codes des Virus zu erstellen.

Bald wird die Zellmaschinerie von den Anforderungen der viralen RNA zur Herstellung von Virusmembran und Spike-Proteinen übernommen. Wenn sich diese um die RNA wickeln, entsteht ein neues Virus.

Diese sammeln sich in Bläschen, Vesikel genannt, die sich an die Oberfläche der Zelle bewegen und austreten. Das neue Virus breitet sich dann in Ihre Lungen, Ihren Rachen und Ihren Mund aus.

Was sind die Symptome von COVID-19?

Auf der Grundlage von 55'924 externe Seiteim Labor bestätigten Fällen sind typische Anzeichen und Symptome: Fieber (87.9%), trockener Husten (67.7%), Müdigkeit (38.1%), Schleimproduktion (33.4%), Atemnot (18.6%), Halsschmerzen (13.9%), Kopfschmerzen (13.6%), Gelenk- oder Muskelschmerzen (14.8%), Schüttelfrost (11.4%), Übelkeit oder Erbrechen (5.0%), Nasenverstopfung (4.8%) und Durchfall (3.7%).

Zeigen alle infizierten Personen Symptome?

Nein. Die Wissenschaftler eilen, um abzuschätzen, wie viele Menschen mit leichten oder keinen Symptomen die Krankheit verbreiten könnten, und gemäss einer Schätzung könnten asymptomatische oder leichte Fälle zusammengenommen externe Seitebis zur Hälfte aller Infektionen ausmachen.

Wie lange dauert es, bis man merkt, dass man eine Infektion hat?

Die Inkubationszeit zwischen der Infektion und dem Auftreten von Symptomen kann zwischen zwei und 14 Tagen liegen. Laut einer Studie sind etwa fünf Tage die externe Seitemittlere Inkubationszeit, während externe Seiteandere den Durchschnitt auf etwa fünf Tage schätzen.

War es ein vom Menschen hergestelltes Virus?

Nein. Die Analyse der genetischen Sequenzen des für den Ausbruch verantwortlichen Coronavirus hat externe Seitebestätigt, dass das Virus natürlich ist und nicht in einem Labor hergestellt wurde.

Wie hat dieses Virus eine Pandemie verursacht?

Coronaviren gehören zu den Familien von Viren, die die Erkältung verursachen, aber wenn es um SARS-CoV-2 geht, fehlt uns die Immunität, weil dieses spezielle Virus von einer anderen Spezies stammt.

Viren, die in Tieren zirkulieren, werden weiterhin überspringen und Menschen infizieren, solange wir weiterhin Ökosysteme plündern  das war die Geschichte von HIV, von SARS, von Ebola und jetzt von COVID-19. Deshalb externe Seitehaben Wissenschaftler davor gewarnt, dass eine Pandemie dieses Ausmasses unvermeidlich ist.

Dieses Virus ist eng mit Fledermaus- und Schuppentier-Coronaviren verwandt, vielleicht eine Mischung aus Fledermaus- und Schuppentierviren, die durch einen Prozess, den man Rekombination nennt, externe Seitein einer Fledermaus, einem Schuppentier oder einer anderen Spezies entstanden ist.

Die Wurzeln der Pandemie reichen bis Dezember 2019 zurück, als die Gesundheitsbehörden in Wuhan, China, eine Häufung von Lungenentzündungen unbekannter Ursache meldeten.

externe SeiteWeitere Arbeiten ergaben eine Verbindung zum Huanan Seafood Wholesale Market, auf dem auch lebende Tiere verkauft wurden. Die Behörden in Wuhan meldeten jedoch nur zögerlich Fälle, was die Massnahmen zur Eindämmung der Krankheit verzögerte und wahrscheinlich zur Auslösung der Pandemie beigetragen hat.

Wann kann eine infizierte Person andere Menschen infizieren?

Besorgniserregend ist, dass die Virusabgabe, wie sie im Mund oder in der Nase festgestellt wird, weit verbreitet ist und externe Seitevor dem Auftreten der Symptome erfolgen und noch externe SeiteTage bis zu Wochen nach der Genesung einer Person andauern kann.

Ist es sehr ansteckend?

Jeder Masernfall verursacht externe Seite12 bis 18 neue Fälle, im Vergleich zu etwa sechs bei Polio, Pocken und Röteln und etwa drei bei SARS-CoV-2, wobei diese Zahl (die so genannte Reproduktionszahl) externe Seitevon Person zu Person variiert.

Wie verbreitet sich das Virus?

Coronaviren werden im Allgemeinen durch externe SeiteTröpfcheninfektion durch Niesen, Husten und beim Sprechen übertragen. Diese Tröpfchen können dann von einer Person in unmittelbarer Nähe eingeatmet werden oder auf Oberflächen landen, mit denen andere in Kontakt kommen, die sich dann infizieren können, wenn sie ihre Augen, Nase oder ihren Mund berühren.

Wird das Virus auch über Lebensmittel verbreitet?

Es gibt externe Seitekeine Hinweise darauf, dass Lebensmittel ein Übertragungsweg sind.

Wie tödlich ist das Coronavirus?

Das Gesamtrisiko in Wuhan, China, an COVID-19 zu sterben, lag nach der Entwicklung von Symptomen am 29. Februar 2020 bei 1.4%, wie aus einer externe Seitein Nature Medicine veröffentlichten Studie hervorgeht.

Diese Zahl ist wesentlich niedriger als bisher angenommen.

Die Sterblichkeitsrate hängt auch davon ab, ob man (wie in Grossbritannien) die Zahl der Todesfälle durch die Zahl der ins Krankenhaus eingewiesenen Menschen teilt oder auch die viel grössere Zahl von Menschen mit leichter und mittelschwerer Krankheit einbezieht, die durch umfangreiche Tests ermittelt wurde.

Woran sterben COVID-19-Patienten tatsächlich?

Die meisten Menschen erholen sich innerhalb weniger Tage. Aber einige entwickeln eine Lungenentzündung und benötigen möglicherweise externe Seiteein Beatmungsgerät, das ihnen beim Atmen hilft.

externe SeiteIn schweren Fällen kommt es zu Atemstillstand, septischem Schock und/oder Multiorganversagen. Die Patienten können einen tödlichen Zytokinsturm erleiden, bei dem das Immunsystem überhandnimmt und den Körper mit Immunzellen und den daraus hergestellten Biochemikalien überfordert.

Wer ist am meisten gefährdet?

Das Risiko einer schweren Erkrankung und des Todes durch COVID-19 ist bei älteren Menschen am höchsten, doch laut den US-Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention sind die Millennials keineswegs vor einer schweren Erkrankung gefeit: externe SeiteBis zu einem Fünftel der infizierten Menschen im Alter von 20-44 Jahren waren krank genug, um ins Krankenhaus eingeliefert zu werden; 2-4% davon mussten auf einer Intensivstation behandelt werden.

Mutiert dieses Virus viel?

Ja, SARS-CoV-2 ist ein so genanntes RNA-Virus, was bedeutet, dass sein genetisches Material aus RNA besteht und nicht aus der bekannteren DNA, die in allen Organismen von Bakterien bis zum Menschen zu finden ist.

Ein Merkmal der RNA-Viren ist ihre externe Seitehohe Rate an genetischen Mutationen, ein Mechanismus, durch den sich die Viren zu neuen Stämmen entwickeln, um der Abwehr des Wirts zu entgehen.

Wie die DNA in unseren Zellen besteht die RNA aus chemischen Strängen – man kann sie sich als "Buchstaben" vorstellen –, die den genetischen Code, die Anweisungen zum Aufbau und zur Führung eines Organismus, buchstabieren.

Prof. Chris Whitty sagt, dass Viren in der Regel dazu neigen, weniger virulent zu werden, "wenn sie sich an einen neuen Wirt anpassen".

Einige haben auf die "tödliche zweite Welle" der Influenzapandemie von 1918 hingewiesen, als Warnung, dass es noch schlimmer kommen wird. Das ist zu bezweifeln und, externe Seitewie diese Analyse abschliessend sagt: "Denken Sie an das, was Kierkegaard über das Leben sagte: Grippeepidemien werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden."

Coronavirus-Hygiene

Wie lange ist das Virus stabil?

Die Stabilität dieses Virus gibt Anlass zur Sorge – es verbleibt mehrere Stunden bis Tage auf Oberflächen und in Tröpfchen, was darauf hindeutet, dass sich Menschen durch die Luft und nach der Berührung kontaminierter Gegenstände mit dem Coronavirus anstecken können.

Das SARS-CoV-2-Virus ist laut einer externe Seitekürzlich durchgeführten Studie (externe SeiteZusammenfassung) bis zu drei Stunden lang in Aerosolen nachweisbar, bis zu vier Stunden auf Kupfer, bis zu 24 Stunden auf Karton und bis zu zwei bis drei Tage auf Kunststoff und Edelstahl.

Wird das Coronavirus durch Trinkwasser, Schwimmbäder und Whirlpools übertragen?

Das Virus externe Seitewurde nicht im Trinkwasser nachgewiesen und es gibt keine Hinweise darauf, dass es über ordnungsgemäss betriebene, gewartete und desinfizierte Schwimmbäder verbreitet werden kann.

Funktionieren normale Reinigungsmethoden bei dem Coronavirus?

externe SeiteJa. externe SeiteIn dieser Liste sind die Desinfektionsmittel aufgeführt, die die Kriterien der US-Umweltschutzbehörde erfüllen.

Kann ich mein eigenes Alkohol-Handdesinfektionsmittel herstellen?

Ja. Meine Kollegen an der Dunn School der Universität Oxford verwenden dieses externe SeiteRezept der Weltgesundheitsorganisation zur Herstellung von Alkohol-Handdesinfektionsmitteln.

Wie man die Pandemie beenden kann

Wie können wir COVID-19 behandeln und verhindern?

Die weltweite wissenschaftliche Gemeinschaft hat sich externe Seitein einem ausserordentlichen und beispiellosen Ausmass mobilisiert, um drei grundlegende Ansätze zur Bekämpfung des Virus anzuwenden:

  • Medikamente sind in der Regel kleine Moleküle, die verschiedene Enzyme des Coronavirus blockieren, um es zu deaktivieren. Ein Beispiel: Ein potenzielles Coronavirus-Medikament externe SeiteRemdesivir blockiert ein bestimmtes Enzym, das für die Vermehrung des Virus erforderlich ist, weil es wie ein Buchstabe des RNA-Codes für das Enzym aussieht, sich aber nicht so verhält. Oder ein Medikament kann wirken, indem es ein Protein blockiert, mit dem das Virus in menschliche Zellen eindringt.
  • Antikörper, die das Virus neutralisieren, finden sich bei Überlebenden der Krankheit und können dazu verwendet werden, eine Immunantwort bei neuen Patienten in Gang zu setzen, oder sie können im Labor hergestellt werden. So externe Seiteentwickelt die Firma Takeda beispielsweise Hyperimmunglobuline, infektionsbekämpfende Proteine, die aus dem Blutplasma von geheilten Patienten isoliert werden, und Regeneron hat Hunderte von virusneutralisierenden, vollständig menschlichen Antikörpern aus Mäusen externe Seiteisoliert, die genetisch so verändert wurden, dass sie ein menschliches Immunsystem besitzen.
  • Impfstoffe, externe Seitedie viele Millionen Menschenleben gerettet haben, bringen das inaktivierte Virus oder Teile davon in das Immunsystem ein, um die Abwehr des Körpers zu trainieren, damit er es als Eindringling erkennt, so dass der Körper, falls er jemals solch einem Virus ausgesetzt wird, weiss, wie er die Infektion bekämpfen kann.

Die erste klinische Studie am Menschen für einen potenziellen Coronavirus-Impfstoff, der von der Arzneimittelfirma externe SeiteModerna entwickelt wurde, hat begonnen. externe SeiteInovio Pharmaceuticals plant im April Sicherheitstests für seinen SARS-CoV-2-Impfstoff, ebenso wie externe Seiteein Team an der Universität Oxford unter der Leitung von Sarah Gilbert.

Doch selbst wenn ein vielversprechender Kandidat gefunden wird, erfordern Sicherheitstests und die Massenproduktion Zeit und Geld  im Falle eines neuen Medikaments kann dies ein Jahrzehnt oder länger dauern und externe Seiterund 2.6 Milliarden Dollar kosten.

Könnte ein vorhandenes Medikament zur Behandlung des Coronavirus eingesetzt werden?

Durchaus möglich. Es wird nach alten Medikamenten gesucht, die gegen das Coronavirus wirken könnten, zum Beispiel von der externe SeiteWeltgesundheitsorganisation und einem externe SeiteKonsortium von 22 Laboren der Universität von Kalifornien, San Francisco.

Von Interesse ist ein jahrzehntelanges Malariamedikament, externe SeiteHydroxychloroquin, und ein eng verwandtes Medikament namens externe SeiteChloroquin sowie Medikamente wie externe SeiteRemdesivir, externe SeiteFavilavir und Ribavirin, die zur Bekämpfung von RNA-Viren, zu denen das Coronavirus gehört, entwickelt wurden.

In China wurde Favilavir von der National Medical Products Administration externe Seitefür den Einsatz gegen die Krankheit zugelassen und 30 bestehende Medikamente externe Seitewerden derzeit auf ihre Wirksamkeit getestet.

Einige der exotischsten Computer-Hardwares werden auch gegen das Virus eingesetzt.

Am University College London hilft mein Kollege externe SeitePeter Coveney vom externe SeiteComputational Biomedicine Centre of Excellence dabei, den leistungsfähigsten Supercomputer der Welt, Summit at Oak Ridge National Lab, und den schnellsten Supercomputer der EU  SuperMUC-NG im Leibniz-Supercomputing-Zentrum in Garching bei München  zu nutzen, externe Seiteum eine Bibliothek von 8'000 bekannten Medikamentenverbindungen zu durchsuchen. Das Ziel ist, Medikamente zu finden, die sich an die Proteinspitzen des Virus binden können, und so seine Fähigkeit, in menschliche Zellen einzudringen, zu vereiteln.

Kollegen an der Universität von Tennessee gelang es, externe Seitedie Jagd in nur zwei Tagen auf 77 einzugrenzen.

Diese Arbeit erfolgt in Zusammenarbeit mit einer gross angelegten Initiative des US-Energieministeriums und der National Science Foundation, die sich auf die Feuerkraft vieler der grössten und leistungsstärksten Computer der Welt stützt.

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